TR-Adventskalender #18

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Ho,ho,ho- Los gehts! Die Weihnachtszeit rückt näher und wir wollen euch etwas ganz besonderes präsentieren: Den ersten Adventskalender auf tramprennen.org. Jeden Tag bis Weihnachten (oder auch daüber hinaus..) gibt es für euch eine Geschichte von unserer allerallerersten Tramperfahrung! Viel Spaß mit den Geschichten und wir freuen uns riesig über weitere “Mein-erstes-Mal”-Geschichten für den Adventskalender. Schickt Eure einfach an gro.nennerpmartnull@ofni. Whoop,Whoop!

#18: Minerva

Trampen? Echt jetzt? So dieses “Daumen-raus-an-der-Straße-stehen”-Trampen? Als mir meine neuen Mitbewohner in Deutschland davon erzählten, wie sie nur mit einem Rucksack und ein paar hundert Euros quer durch Europa gereist sind, schaute ich völlig verdutzt aus der Wäsche.

Es war gerade Herbst, als ich in Kiel ankam um zu studieren. Deutsch hatte ich während meiner Arbeit als Nanny gelernt und jetzt hatte ich tatsächlich das Glück, in einer WG mit wahren Tramprennen-Experten zu landen.

Trampen, das war für mich zu der Zeit etwas aus Filmen oder aus Jack Kerouacs Buch, aber als jemand, der in den 90er Jahren in Kolumbien aufgewachsen ist, absolut nichts aus dem realen Leben.

Klar, wir hatten traumhafte Strände und Berge, leckere Früchte und generell tolles Essen sowie ein paar fantastische Tanzfilme, aber das alles stand immer im Zusammenhang mit einer gehörigen Portion Misstrauen gegenüber unseren Mitmenschen. Man musste immer vorsichtig sein, die Gefahr lauerte überall und niemals, wirklich niemals, hätte man einen Fremden in sein Auto steigen lassen.

Das erklärt vielleicht ungefähr den Schock, den ich hatte, als Anna und Max mir nicht nur erklärten, dass Trampen in Deutschland funktionieren würde, nein, sie nutzen es als völlig normales Transportmittel. Und nicht nur das, dabei treffen sie auch noch besondere Menschen und entdecken die tollsten Orte.

Es dauerte ein Semester, bis ich meine kolumbianischen Ängste tatsächlich überwand und es einfach versuchte.

Es war Sommer und mein Gast-Großvater hatte eine Operation in Hamburg, wo ich ihn besuchen wollte. Max und Anna wollten zufällig auch nach Hamburg und so passte das perfekt. Wir standen vor dem Ikea in Kiel und sind getrampt. Ich konnte es nicht glauben: Ich war gerade dabei zu trampen. Ich! Die Person, die sich in Bogota nicht mal traute, den Busfahrer zu fragen, ob sie 30 Cent weniger zahlen muss (Ja, das kann man in Kolumbien machen.).

Ich weiß nicht mehr, wie lang es dauerte, vielleicht eine halbe Stunde, bis ein türkischer Mann in einem LKW uns zuwinkte und wir bei ihm einstiegen. Es war fantastisch, ich war wie in Ekstase und er fuhr auch noch genau nach Hamburg!!!

Nachdem ich natürlich noch ein obligatorisches Foto für mein „Was-verrückte-Eurpäer_innen-machen“-Album gemacht hatte, war ich infiziert mit dem Tramp-Virus.

Ich bin bis nach Istanbul und zurück getrampt, ich war im Süden Spaniens, in Italien und an so vielen weiteren Orten, die ich ohne das Reisen per Anhalter niemals kennengelernt hätte. Ich habe so unglaublich tolle, gastfreundliche Menschen getroffen und ich habe es sogar geschafft, ein paar meiner Freunde aus Kolumbien zum Trampen zu bringen!

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