WO GEHT´S HIN 2014? #4 – Franken
von Marleen
Bereits 2011 durfte die bierhaltigste Region Deutschlands – Oberfrangen! – eines der ersten Etappenziele sein. 2014 wird der Startpunkt des Tramprennens Underfrangen sein. Das gehört schon zu Weinfranken (auch: Mainfranken), denn hier werden auf grünen Hügeln viele gute Trauben angebaut, die später in die charakteristischen, äußerst ästhetischen Bocksbeutelflaschen fließen. Wer aufmerksam liest erkennt schon an dieser Stelle: Franken besteht aus verschiedenen Teilen: Ober-, Unter-, Mittelfranken und nicht zu vergessen Heilbronn-Franken und Südthüringen. Das muss man sich so genau erst mal nicht merken, wichtig ist nur im Auge zu behalten, dass Franken nicht mit Bayern gleich zu setzen ist. Es will ja niemand aus dem Lift geschmissen werden. Middelfrangen zählt übrigens auch wieder zu Bierfrangen.
Die Fränkische Schweiz, die sich zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg erstreckt und somit alle Obers und Unders verbindet, ist ein beliebtes Wandergebiet in dem sich über 100 Kleinbrauereien tummeln. Wer besonders schnell trampt, kann in eine der vielen Gaststätten oder weinfränkischen Heckenwirtschaften einkehren und sich a zünftigs Weizn bestellen oder an fruchtigen Schobbn (Viertelliter Wein), dazu vielleicht an Grupften (würzig zermatschter Camembert) mit Brezln genießen oder bei Fleischbedarf gleich a ganzes Schäuferle (Schweineschulter) oder wohlgeformte Nembercher Bradwürschd schmausen. Anschließend kann man dann den Fünf-Seidla-Steig laufen, bei dem man von Kleinbrauerei zu Kleinbrauerei zieht und dabei die schöne Landschaft und das kühle Bier genießt. (Seidla = Halbliter Bier).
Die wichtigsten geographischen und kulinarischen Details sind also geklärt, wie sieht das mit dem Trampen aus? Zurück ins Jahr 2011… Die Strecke von Hamburg nach Bayreuth ist keine Kaffeefahrt. Die A 7 geht es runter wie auf der Rodelbahn. Doch dann muss die A 70 bewältigt werden, eine der wohl anspruchsvollsten Autobahnen Deutschlands – eine Asphaltwüste ohne Tankoasen. Hier sind schon einige Tramper auf der Strecke geblieben. „Rhön ist tot“ spuckt der Liveticker im Laufe des Tages immer wieder aus. Das war uns Frankenexperten schon vorher klar gewesen und so hatten wir, dem Heimvorteil frönend, gleich zu Plan B gegriffen, denn der gute Tramper weiß: Manchmal führen Umwege schneller zum Ziel. Trotz Expertise bleibt die Strecke auch für uns eine Herausforderung und irgendwann kommen wir durch einen unglücklichen Zufall von der Hauptroute ab. Das heißt für uns: Burger King-Gourmets, tankende Muddis, Autohof. Es klappt dann auch nicht mehr mit der Autobahn, aber Landstraße ist doch sowieso viel schöner.
Bierfränkische Landschaft
Landluft in der Nase, Sonne auf dem Daumen. Nächste Haltestelle: Irgendwo in der frängischen Pampa. Rapsfelder um uns herum, idyllische Stille. Grillenzirpen. Schön hier. Kein Auto weit und breit zu sehen noch zu hören. Die Jungs fangen schon mal an, aus Langeweile an Straßenschildern hoch zu klettern. Wir sind relativ entspannt, als Dreierteam unterwirft man sich dem Rennfieber ohnehin nicht so und nimmt sich auch mal Zeit, um unterwegs Land und Leute kennen zu lernen und dabei den ein oder anderen italienischen Espresso zu trinken, aber das ist eine andere Geschichte.
Irgendwann kommt Stefan aus Hollfeld angefahren, große Tochter und kleinen Sohn im Schlepptau. Der glanne Buam ist ziemlich mitteilungsbedürftig und plappert pausenlos in das Erwachsenengespräch hinein. „Ich hab fei zwei Hosen an!“ krächzt es irgendwann stolz zwischen seinen unermüdlich plätschernden Wortfetzen hervor. Stille, auch Stefan ist erstaunt. Der kleine Racker durfte sich nämlich heute mal selbst anziehen. Fei ist übrigens das wohl schönste und überflüssigste Füll- und Würzwort im Frängischen, das man benutzen kann. Authentische Anwendung und Gebrauch ist für Zugezogene nur sehr schwer zu lernen. Genug des sprachlichen Exkurses… Es geht weiter, das Rennfieber hat uns dann doch gepackt. Eine Nachricht flattert ins Auto: Die Ekstase der Möwe ist kurz vor Bayreuth. Für uns ist es auch nicht mehr so weit, allgemeine Aufregung macht sich breit. Stefan lässt sich von unserer Wettkampfstimmung anstecken und wir schaffen es, ihn so zu begeistern, dass er uns die 24,7 km weiter nach Bayreuth fährt, direkt an den Zielpunkt Glashaus. Knapp vor dem Ziel schweben wir elegant hupend an der Ekstase der Möwe vorbei, die trotz flottem Fußmarsch keine Chance mehr hat.
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