Tramprennen 2019 – A kind of short review

Hallo liebe Tramprennen-Folks,

Das Tramprennen geht so schnell dahin, die Erinnerungen verhallen im Wind” – so heißt es zumindest in unserer Tramprennen-Version von Konnys Karrieresong. Doch jetzt, ein halbes Jahr nachdem sich unser aller Wege in Transsylvanien voneinander getrennt haben, sind viele Erinnerungen immer noch unglaublich präsent. Von den schönen Zusammenkünften an unseren Startorten, über die staubtrockenen und heißen ungarischen Landstraßen bis hin zu den von Euphorie getränkten, durch lauten Gesang, verdutzte Lifts und Jubel geprägten Eindrücken vom Zielort in Bontida. Jetzt, zu Beginn der 20er Jahre, möchten wir deshalb mit euch zurückblicken und das Tramprennen 2019 in angemessener Form Revue passieren lassen.

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Nachdem das Tramprennen in den letzten Jahren in Bulgarien, Albanien, Litauen und Bosnien zum Ziel hatte, führte uns “the long and winding road” dieses Jahr endlich wieder in’s gute alte Rumänien mit seiner unberührten Natur, Gastfreundschaft und seinem reichen kulturellen Erbe – nicht zu vergessen natürlich auch der Palinka, der uns einige denkwürdige Nächte versüßen sollte. Auf dem Weg dahin wollten wir einmal mehr Grenzen überschreiten, auf den Karten und in den Köpfen. Dabei ist uns natürlich immer bewusst, dass viele Menschen, die nicht das Glück haben einen europäischen Pass zu haben, nicht das Glück haben sich so frei zu bewegen. Für sie können Grenzen ein gravierendes Hindernis oder sogar tödlich sein. Deshalb wollen wir an dieser Stelle noch einmal hervorheben: No Borders! Kein Mensch ist Illegal! Zwei Wochen bevor wir mit diesen Leitsätzen am großartigen Zielort in Bontida, Transsylvanien ankamen, begann die Reise zunächst in den eher unauffälligen Städten Görlitz und Bad Grönebach. Alle Jahre wieder kommen die Tramprennen-Freund*innen zusammen um einmal mehr 2 unvergessliche Wochen zu verbringen. Wie jedes Jahr hieß das, zu Hause den Rucksack zu packen – Klamotten, Isomatte, Zelt und alles andere einraffen und ab an die Straße!

Das vertraute Bild der tröpfchenweise eintrudelnden Tramper*innen die mal mehr, mal weniger schwer bepackt waren, bestimmte den 16. August in Görlitz und Bad Grönebach gleichermaßen. Im bayrischen Startdomizil der Wahl, im Garten von Hannah (danke auf diesem Weg nochmal!), fanden sich jedoch im Gegensatz zu Görlitz lediglich 10 Menschen ein, während in der Oberlausitz über 50 Abenteuerlustige ankamen, ihre Rucksäcke abluden, ihre Zelte aufbauten, beim Kochen und Grillen halfen, das Lagerfeuer entfachten und sich langsam aber sicher das bestimmende Gefühl der kommenden zwei Wochen breitmachte – Hippiekacke halt! In Görlitz hatten wir das Glück, auf dem Gelände des wunderschönen Campingplatzes und Kulturzentrums “Kühlhaus” untergebracht zu werden und waren mit einer Küche, einem tollen Gelände und sonst auch jeglich denkbarer Unterstützung gesegnet. An beiden Startorten begann das Tramprennen dann offiziell mit Einbruch der Dunkelheit und der Introduction to Tramprennen 2019, bei welcher wir gemeinsam mit historischem Bildmaterial vom Tramprennen 2009 und anschließender Erkundung der Regeln, Dos und Don’ts, Auslosung der Teams auf die Routen und dem anschließenden Get Together der einzelnen Routen endgültig im Tramprennen-Modus angelangt waren. Die Stimmung war gut, bis auf den kleinen Wermutstropfen: Die Hitchpakete, mit Shirts, Eddings, Stickern, 1st Aid Kits, portablen Aschenbechern und anderen Gimmicks für den*die Tramper*in von Welt waren dank dem immer wieder zuverlässigen DHL-Express Service noch nicht angekommen. Während die Görlitzer also um die große Feuerschale herum und mit einigen Getränken den Abend zu Gitarrenmusik und guten Gesprächen genossen, verlagerten sich die Hoffnungen auf den Folgetag.

Am folgenden Morgen wurden die Menschen in Görlitz jedoch nicht durch einen gelbes DHL-Zustellfahrzeug sondern durch sanfte Nieselregentropfen und die kompetetiven Tramper*innen geweckt, die schon ihre Zelte einpackten, Frühstückten und sich für den Start bereit machten. Aus der Not der fehlenden Hitchpakete heraus, opferten sich zwei Teams (Shout out an den Zwergenaufstand und Pogopingus Titelverteidigung) um die verspätet eintreffenden 50 Pakete hinter den restlichen Teams her zu transportieren und sollten die nächsten 2 Tage in Görlitz verbringen müssen.

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Pünktlich zu ihren Startzeiten eilten die restlichen Tramper*innen nun jedoch los um sich an den Stadträndern von Bad Grönebach und Görlitz zu postieren und die ersten Etappenziele in Polen und Tschechien möglichst schnell zu erreichen. Was in den folgenden zwei Wochen auf dem Weg nach Bontida alles passieren sollte war nicht vorhersehbar und genau so schwer fällt es, all die lustigen, herzerwärmenden, verrückten und unvergesslichen Situationen, Lifts, Orte, Menschen und Zufälle zusammenzufassen. Die unfassbar gastfreundlichen Lifts, die auch gerne mal einige Kilometer weiter fuhren als sie ursprünglich vorhatten, die Verständigungsprobleme, die Kopf-an-Kopfrennen mehrerer Teams(zum Beispiel auf der Autobahn Richtung Krakau – sehr gut nachzuverfolgen durch die Segnungen der Technik), die tollen Landschaften, der kulturelle Austausch, die Freundschaften die sich auf lange Zeit bilden sollten und lange Plenumsdiskussionen – all dies ist wohl allen Teilnehmer*innen des Tramprennen 2019 ein oder sogar mehrmals untergekommen. Doch natürlich gab es auch die Lifts in die falsche Richtung, Regentage in der Slowakei, babylonische Sprachverwirrungen, den Barkeeper beim Routentreffen in Vinné, der plötzlich Schnaps und Bier für Umme herausgab, was den Start des folgenden Tramptages für einige sehr schwer machte, die Albatranten und – unerklärlicherweise – acht Paletten alkoholfreies Bier. Nicht nur letzteres sorgte für viel Gelächter und Geschichten, die wir alle vielleicht mal unseren Enkelkindern erzählen können.

Was uns allen jedoch auch immer wieder vor Augen geführt wurde war die desolate Lage der Sinti*zze und Rom*nja in vielen Städten und Regionen durch die wir reisten. Auch die Armut der restlichen Bevölkerung in vielen Regionen schockierte uns oft und bestärkte uns immer wieder in unseren Überzeugungen, dass Grenzen die in Köpfen gezogen werden und sich in verschiedensten Formen von Diskriminierung und struktureller, wirtschaftlicher Benachteiligung manifestieren, bekämpft werden müssen!

Am Abend eines Tramptages war die Fülle der Geschichten die ausgetauscht wurden oft unglaublich. Die absurden Situationen und positiven wie auch manchmal negativen Begegnungen und Gespräche mit den Menschen vor Ort in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien sorgten schon nach Tagen für die Bildungen von kleinen Legenden und Running Gags – auch die Teamowner trugen dazu bei, beispielsweise durch eine trampende Piratencrew oder Peter Potty, das trampende Keramikklo, welches nicht nur das Maskottchen für das Tramprennen 2019 werden sollte sondern nach dem Tramprennen auch noch den langen und beschwerlichen Weg bis nach Georgien per Anhalter meistern sollte. Es wurden eigene Songs komponiert oder umgeschrieben (zum Beispiel Karrieresong von Konny oder Karin Staneks Jedziemy Autostopem) und der stetig wachsenden Liste von Tramprennen Evergreens hinzugefügt. In diesem Wirbel aus prägenden Erfahrungen, Geschichten von anderen, Freundschaft, Stress, Frustration (etwa beim Warten auf den erlösenden Lift), Erleichterung und Euphorie (beim eintreffenden jenes Lifts), Gesprächen, Partys und kulturellen Eindrücken war es leicht das Zeitgefühl zu verlieren. Wie jedes Jahr beim Tramprennen spielten Abfahrtszeiten und normale Tagesstrukturen wie auch Wochentage keine große Rolle was zu einem Freiheitsgefühl und einem Durchatmen auf der einen Seite, und zu einer gewissen Verwirrung auf der anderen Seite führte. Oft fragten wir uns, wie lange wir eigentlich schon unterwegs waren – gefühlt lag das irgendwo zwischen zwei Tagen und zwei Monaten. Und so war es kein Wunder, dass wir bei der Ankunft am Ziel in Bontida schließlich allesamt überglücklich waren und sich zeitgleich Wehmut darüber breit machte, dass unsere Reise, vorbei war. Das Gefühl von NO BORDERS, dass sich in unseren Köpfen so breit gemacht hatte, sollte bald wieder verschwinden, dessen waren wir uns bewusst.

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Doch bevor es endgültig zu Ende ging mit dem Tramprennen 2019 genossen wir gemeinsam die großartige Zeit auf dem Secret Garden Camping in Bontida – mit tollem Essen, guter Musik, großartigen Hosts, einer kleinen Tramprennen-Veteran*innen Abordnung die vorgereist war und alles vorbereitet hatte, einem Pool und viel Ginger Palinka! Für unsere Final Ceremony wurde der Campingplatz mit vielen, vielen Tramp-Pappen dekoriert und entsprechend dem Motto des Jahres mit dem “A Hitchhikers Guide to the Galaxy” Song “So long and thanks for all the fish” begonnen. Bei der Siegerehrung war es durch die Zahl von 62 Tramper*innen möglich, alle Teams und ihre Besonderheiten wie auch unsere drei Routen (Pangalactic Gargleblasters, Paranoid Androids und Bable Fish) und ihre Erlebnisse angemessen vorzustellen.

Danach hieß ein letztes mal zu später Stunde mit schlechtem polnisch bei “Jedziemy Autostopem” von Karin Stanek mitgröhlen, einen letzten Ginger Palinka trinken, eine letzte Umarmung und dann trennten sich die Wege mit Zielen in Nordeuropa, Georgien, der Türkei, Griechenland und vielen anderen Orten an die es uns danach trieb, denn das blieb wieder einmal hängen:

Einmal mehr konnte eine große Zahl Menschen quer über den europäischen Kontinent trampen und beweisen: Autostop’s not dead! Das reisen per Anhalter erwies sich einmal mehr als Ansatzpunkt zum, die nationale Kleingärtnerei überwindenden, Austausch, zu politischen Diskussionen und als ein klares Statement von uns: No Borders – wir wollen Grenzen, auf den Landkarten und in den Köpfen überwinden, allen Sprachproblemen, ökonomischen und kulturellen Barrieren zum Trotz!

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Neben all den zuvor beschriebenen tollen Erlebnissen und unseren politischen Grundhaltungen, die das Tramprennen zu einer so besonderen Erfahrung machen, gab es natürlich wieder einmal großartige Team-Sponsoren und Team-Owner! Dank eurer Unterstützung konnten wir dieses Jahr 5777€ zusammenbringen und an Sea-Watch spenden, die dort einspringen, wo Europa menschlich versagt. Danke euch!

Natürlich müssen wir uns auch bei allen bedanken, die sich an der Organisation und Planung des Tramprennens 2019 beteiligt haben – ob bei Planungstreffen, Siebdruck, Final Ceremony, dem packen der Hitchpakete oder der Planung der Routen – ohne diesen freiwilligen Einsatz gäbe es das Tramprennen nicht. Wenn DU das Tramprennen im nächsten Jahr mit deinem Einsatz und deinen Ideen bereichern willst, dann kontaktiere uns unter gro.nennerpmartnull@ofni – die Daten für das erste Planungstreffen in 2020 erreichen euch zudem bald per Mail!

Und zum Schluss natürlich: Dziekuję, Děkuji, ďakujem, köszönöm, vă mulțumesc, thank you und Dankeschön an alle Fahrer*innen, die kurze oder auch längere Strecken unserer Reise mit uns geteilt und bewiesen haben, dass Trampen noch nicht tot ist!

In diesem Sinne sagen wir:

“Jetzt ist das Tramprennen schon vorbei,
Und der Alltag holt uns wieder ein,
Doch wir atmen durch und denken daran,
Dass wir nächstes Jahr wieder durch Europa fahren!”

SAFE THE DATE: Tramprennen 2020 vom 21.08.2020 bis zum 05.09.2020

 

So long and thanks for all the fish,

Euer Tramprennen 2019 Orgateam

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Bald gibt es Neuigkeiten!

In den nächsten Wochen kommen Informationen zum Tramprennen 2020, bleibt gespannt!!